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"Corona" beflügelte die einheimische Vogelwelt

Erstellt von Ernst Michael Kistler | |   Unsere Zeitung

"Wie heisst es doch so schön: Es hat alles seine zwei Seiten. Und aus Erfahrung lohnt es sich, die positive genau so gründlich zu betrachten wie die negative, denn für das Gemüt ist es ohne Zweifel förderlicher, sich ans Positive zu halten. Für alle, denen die Natur am Herzen liegt, gilt das ganz besonders." Ernst Michael Kistler von der Interessen-Gemeinschaft für Lebensraum und Umwelt (IGLU) zieht Bilanz über die Entwicklungen in Fauna und Flora während der Corona-Zeit.

Turmfalken und Schleiereulen im Hoch

Kürzlich haben zwei Vorstandsmitglieder der IGLU ihre jährliche Nistkastenkontrolle durchgeführt und sich ein aktuelles Bild von den Turmfalken- und Schleiereulenbeständen in der Gemeinde gemacht. Was die beiden am Schlusstag einer ungewöhnlich langen Sonnenperiode zu Gesicht bekamen, hat die Kontrolleure in helle Freude versetzt. Neun der über zwanzig, zur Hauptsache auf Bauernhöfen angebotenen Nisthilfen waren von sieben Turmfalken- beziehungsweise zwei Schleiereulenpaaren besetzt. Während es bei den Turmfalken 26 Jungvögel zu verzeichnen gab, haben es die Schleiereulen auf sieben Junge gebracht. Das sind hoffnungsvolle Zahlen. Auch wenn zu bedenken ist, dass sich das Wetter im weiteren Jahresverlauf unter Umständen ungünstiger entwickeln kann. Der Bestand der beiden Vogelarten darf zumindest in Volketswil als gesichert gelten. Zumal noch mit dem einen oder anderen zusätzlichen Brutplatz zu rechnen ist. Einer davon möglicherweise in einem alten Krähennest auf einer in die Jahre gekommenen Fichte mitten im Dorf.  Neben den Höhlenbrütern Turmfalke und Schleiereule scheinen auch die anderen Greifvögel eine erspriessliche Brutsaison geniessen zu dürfen. Die täglich zu beobachtenden Flugspiele der Rotmilane und Mäusebussarde über den bekannten Brutgebieten legen das jedenfalls nahe. Auch Schwarzmilan und Sperber oder die nachtaktiven Waldohreulen und Waldkäuze lassen aufgrund ihres Verhaltens positive Aussichten zu.

Gute Bedingungen für Störche

Ganz offensichtlich ist die ausserordentlich günstige Situation bei den Weissstörchen. Sie haben sich in diesem Jahr sogar den Bezug selbstgebauter Nester geleistet, zum Beispiel auf den Strommasten der SBB zwischen Schwerzenbach und Dübendorf. Warum es diese Brutpaare vorgezogen haben, die zahlreichen, für sie auf Bäumen vorbereiteten Brutplätze zu verschmähen, ist nicht bekannt. Ihre Verhaltensänderung kann aber auch als positives Zeichen gedeutet werden. Die in der Region brütenden Weissstörche haben die Kunst des stabilen Nestbaus nämlich offenkundig nicht verlernt. Das kann bedeuten, dass die Art in Zukunft weitere Lebensräume erobern wird, vielleicht auch innerhalb des Siedlungsraumes, wie das in storchreicheren Gegenden seit eh und je der Fall ist. Wenn die Jungstörche die kritischen Phasen vor ihrem Ausfliegen gut überstehen, dürften in den nächsten Jahren genügend brutfähige Paare zusammenfinden und der Bestand dieser imposanten Vogelart insgesamt weiter zunehmen. Erfreulich gut sieht es auch bei der zweiten Schreitvogelart in der Region aus, obwohl es unmittelbarer Nähe erst eine kleine Brutkolonie gibt. Wer regelmässig in den fast flugzeugfreien Himmel blickt, wird bestimmt einen der vielen Graureiher zu Gesicht bekommen, die sich wie die Störche und die Greifvögel oder die Füchse, welche sich ab und zu sogar bei Tageslicht aufs Feld wagen, unter anderem an den Mäusen in gemähten Wiesen rund ums Dorf gütlich tun.

Inventarisierung der Schwalben und Segler

Bei der eingangs erwähnten Nistkastenkontrolle ist den Ornithologen der IGLU aufgefallen, dass die Rauchschwalben wieder erfreulich zahlreich zum Brüten auf den Bauernhöfen im Dorf eingezogen sind. Diese Art brütet innerhalb von Ställen und profitiert von den noch vorhandenen Nutztierbeständen. Um sich eine präzise Übersicht über die Bestände zu verschaffen, wird sich die IGLU in den nächsten Wochen im Dorf auch nach Brutplätzen von Mehlschwalben und Mauerseglern umsehen. Auf den ersten Blick scheint es bei diesen beiden Arten kaum markante Zunahmen zu geben. Im Bezug auf Mehlschwalben und Mauersegler nimmt die IGLU gerne auch Meldungen von Hauseigentürmern oder Hinweise aus der Dorfbevölkerung entgegen! Namentlich in Gutenswil, das noch immer als Hotspot für die Mehlschwalbe in unserer Gemeinde gilt, wäre die IGLU um jede Mithilfe froh.

Interessanter Durchzügler: Die Nachtigall Im Mai war in Volketswil eine sehr ungewöhnliche Vogelstimme zu hören, und zwar auch nachts. Hatte sich doch in der Hecke entlang der A 53 (im Bereich In der Höh) während rund 10 Tagen eine Nachtigall aufgehalten. Das über eine so lange Zeit hörbare Nachtigallenkonzert darf sicher als erstaunliche Ausnahme gelten. Und Doch: Von oben bis unten geschlossenes, dichtes Buschwerk, wie es namentlich Hecken präsentieren, sind ein wichtiges Element im Lebensraum der Nachtigall. Aber ein Element allein genügt gerade einer raren, auf feuchte Gebiete spezialisierten Vogelart halt eben nicht als zum Brüten geeigneter Lebensraum. Es müssen immer mehrere Faktoren stimmen, bis sich eine Tierart das Überleben sichern kann. Dazu gehört in den meisten Fällen auch die rücksichtsvolle Anwesenheit, manchmal sogar die totale Abwesenheit des Menschen. Wo das zutrifft, ist das Leben zu Hause! Wer sich in der Nähe intakter Lebensräume von Laubfröschen und anderer Amphibien befindet, wird dem kaum widersprechen. Denn Leben kann mitunter lautstark sein. Solche Vorkommnisse unterstreichen aber, was wir in sanften Ansätzen zur Zeit mitverfolgen dürfen: Der Naturhaushalt würde sich ohne Zweifel wieder, wenn auch sachte, einpendeln, wenn der menschliche Druck auf die Landschaft nachliesse. Ein Hoffnungsschimmer! Die Tier- und Pflanzenwelt würde sich erholen. Die Sache ist also nicht verloren! Auch was den Klimawandel angeht nicht. Das ist eine erfreuliche Quintessenz aus den Zeiten des Lockdowns.

Dank an stille Helferinnen und Helfer

Der überaus warme Frühling dieses Jahres hat aufmerksamen Spaziergängerinnen eine wohltuende Zunahme von Wiesen gezeigt, die auf dem Weg sind, abwechslungsreicher zu werden und mit Grillenkonzerten und gaukelnden Schmetterlingen brillieren zu können. Und weil bekannt ist, dass ein höheres Blütenpflanzen-Angebot unter anderem auch dem Überleben der Insekten hilft, steigert das die Freude und das Wohlbefinden der betrachtenden Naturgeniesserinnen. Da wirkt es dann wie das Pünktchen auf dem I, wenn beim Flanieren auch noch eine gestiegene Anzahl der in Gärten oder sonstwo installierten Insektenhäuschen registriert werden darf. Schliesslich sind doch hinter solchen Installationen immer einsichtige und sensible Helferinnen zu vermuten. Und das veranlasst uns an dieser Stelle all jenen zu danken, die bemüht sind, Natur einzuschalten und sich für eine Zunahme der Biodiversität einzusetzen! Tiere und Pflanzen danken es ihnen und uns allen sowieso! 

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