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Besuch einer jungen charmanten Dame

Erstellt von Toni Spitale | |   Unsere Zeitung

Die erste Bundesrätin der Schweiz war Anfang Juni zu Gast am Stamm des Schweizer Motor und Veteranen-Clubs im Wallberg und verblüffte die Mitglieder mit Anekdoten aus ihrem bewegten Leben.

Für die Anwohner des Parkhotels Wallberg ist es ein gewohntes Bild: Einmal im Monat, jeweils an einem Dienstagabend, fahren Karossen aus vergangenen Zeiten auf dem Parkplatz vor. Breite Ami-Schlitten, sportliche englische Cabriolets, glänzende deutsche Limousinen. Die liebevoll gepflegten Oldtimer gehören den Mitgliedern der Sektion Zürich des Schweizer Motor und Veteranen-Clubs. Seit über 20 Jahren treffen sie sich im «Wallberg» zum sogenannten Vereinsstamm.

Kulturgut bewahren

So sah man sich auch jüngst an einem sommerlich warmen Juni-Abend wieder in Volketswil, pflegte das Fachsimpeln und den Austausch untereinander. Dabei richteten sich die Blicke für einmal auf eine Dame gesetzteren Alters, die sich mit grossem Interesse bei den einzelnen Besitzern nach der jeweiligen Fahrzeug-Marke erkundete. Bei der Dame handelte es sich um die ehemalige Bundesrätin Elisabeth Kopp. Der Citroen mit Jahrgang 1948 aus der Garage des Gutenswiler Hans-Peter Pfeiffer schien es dem prominenten Gast besonders angetan zu haben. Kurz hielt Kopp inne, bewunderte das auf Hochglanz polierte Gefährt und meinte dann: «Meine Schwester fuhr auch einen Citroen.» Es freue sie zu sehen, dass es so viele engagierte Leute gebe, die sich zum Ziel gesetzt hätten, das Kulturgut «alte Autos» zu bewahren.

«Es brauchte einiges an Überzeugung und mehrere Besuche bei ihr zu Hause in Zumikon – aber jetzt ist sie hier», freute sich der Sektionspräsident Hans-Jörg Glauser. Im kühlen Wallberg-Saal führte er mit Kopp ein Interview und entlockte ihr dabei so einige amüsante, interessante und auch verblüffende Anekdoten aus ihrem bewegten Leben. Die 83-Jährige spickte ihre Erinnerungen mit einer grossen Prise Humor und trug sie in einer Frische vor, als hätte sich alles erst gestern zugetragen.

Verlobung in der Badewanne

So erfuhren die Anwesenden mit Erstaunen, dass Kopp während ihres freiwilligen Militärdienstes Lastwagen einschmierte und ihre Fahrprüfung als 18-Jährige auch «ohne nur einen Franken für einen Fahrlehrer in die Hand zu nehmen» bestanden hatte. In jungen Jahren war sie ferner leidenschaftliche Eiskunstläuferin. Weil sie für die Teilnahme an einer Meisterschaft vom Gymi-Rektor keine Dispensation erhielt, habe sie einfach den Unterricht geschwänzt. «Natürlich mit Einwilligung meiner Eltern», wie Kopp versicherte. Sie schätze sich glücklich, derart verständnisvolle Eltern gehabt zu haben. Etwas weniger Verständnis hatten ihre Eltern hingegen, als sie im Jahr 1959 von einer Studienreise aus dem damals von den Alliierten alimentierten Westberlin zurückkehrte und ihnen offenbarte, dass sie sich mit einem gewissen Hans Kopp, Luzerner und Katholik, verlobt habe – und zwar am Valentinstag. Wo sie sich denn verlobt habe, wollte der Gastgeber Hans-Jörg Glauser etwas genauer wissen. «In der Badewanne», antwortete die alt-Magistratin ohne rot anzulaufen oder mit den Wimpern zu zucken. Im späteren Verlauf des Gesprächs stellte sich heraus, dass es sich bei der Badewanne um den Namen eines bekannten Künstlerkabaretts handelte.

Erste Gemeindepräsident der Deutschschweiz

Mit Akribie erinnerte sich auch an ihre zehnjährige Tätigkeit als Gemeindepräsidentin von Zumikon zurück. Keine einzige Vorlage sei während jener Zeit von den Stimmbürgern abgelehnt worden. Auf die Untertunnelung der Forchbahn und Forchstrasse ist die Zumikerin noch heute stolz: «Wir haben dadurch einen schönen Dorfplatz erhalten.» Sie war zudem die erste weibliche Person in der Deutschschweiz, welches dieses Amt bekleidete. Und 14 Jahre später wurde sie als erste Frau in den Bundesrat gewählt. «Frauen müssen in die Politik, weil sie Prioritäten anders setzen», sagte Kopp zu ihrem politischen Engagement. In ihrer Funktion als Justizministerin war sie ferner die erste Schweizerin, die das Oval Office im Weissen Haus besuchte. Auf Einladung von Ronald Reagan vermittelte sie dort im Fall Marc Rich, der wegen angeblicher Steuerhinterziehung von Geheimagenten in die USA hätte entführt werden sollen. Als «charming young lady» sei sie dem US-Präsidenten in Erinnerung geblieben.

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